Hallo, darf ich uns vorstellen?
Willkommen!
In diesem Blog streitschreiben und liebtexten mein „Autorinnen-Ich“, mein „Pädagoginnen-Ich“, mein „Historikerinnen-Ich“ und mein „Mama-Ich“.
Wie es zu dieser gespaltenen Persönlichkeit kam?
Schuld ist Instagram, sagt die Pädagogin.
Schuld ist die erste Veröffentlichung, sagt die Autorin.
Schuld ist dein Sabbatjahr, sagt die Mama.
Schuld ist der Job, sagt die Historikerin.
Ruhe, ihr vier!
Eine und eins nach dem anderen.
Kennen Sie die „Schreibtischschubladen-Schreiber“?
Die, die immer schreiben.
Immer für die Schublade.
Oder den Sammelordner.
Oder den Schuhkarton.
Bei mir war es ein Schuhkarton.
Irgendwann entwickelten die Texte dort ein Eigenleben. Krabbelten und schoben sich durch die Ritzen. Wollten gelesen, gehört, geteilt werden.
Eine Kurzgeschichte, die ich zum Tod meiner geliebten Tante schrieb, wehrte sich besonders hartnäckig gegen ihr Schuhkartongefängnis. (Welche Kräfte da wohl wirkten?)
Die Geschichte zwang mich, sie bei einer Anthologie-Ausschreibung einzureichen.
Mit Erfolg.
Doch der Herausgeber stellte Fragen: Ob ich mit Klarnamen oder Pseudonym veröffentlichen wolle. Und ob ich wohl noch ein Autorinnen-Foto hätte?
Zwei einfache Fragen, die die „Schubladen-Schuhkarton-Autorin“ in kopflose Panik versetzten.
Für die Pädagogin, die weder Kopflosigkeit noch Panik kannte und auch ein Foto mit weißem Kragen und verschränkten Armen besaß, war dies kaum nachzuvollziehen.
Die Mama sprach schließlich gut zu: „Kommt Mädels, Flucht nach vorn.“
Diese Flucht-nach-vorn wurde ein Autorinnen-Profil auf Instagram. Hier wurde mein Autorinnen-Ich mit jedem Beitrag, jeder Story ein Stück mehr aus ihrem Schuhkarton gelockt.
Ein Sabbatjahr im Schuljahr 2021-2022, das die Pädagogin in den Kryoschlaf versetzte, tat das seinige hinzu.
Autorin und Mama waren am Zug.
Es entstanden zahlreiche Kurzgeschichten, ein Insta-Blog, eine Hörgeschichte, ein halber Jugendroman (to be continued) und vieles mehr.
Zum Ende des Sabbatjahres sprang die Pädagogin – gleich einem Kistenteufel – aus ihrer Schachtel.
„Zurück in deinen Schuhkarton“, sprach sie zur Autorin.
Aber es war zu spät.
Ihr Schuhkarton war viel, viel zu klein geworden.
Zudem hatten meine anderen „Ichs“ die Pädagogin schon längst durchschaut.
Der Kistenteufel? – Alles nur Show.
Ohne die Pädagogin hätten Historikerin und Autorin niemals die ersten Schreibworkshops im Frühjahr 2022 durchziehen können.
Das Zeitmanagement, die Materialaufbereitung und die Gesprächsführung trugen die Handschrift des vermeintlichen Kistenteufels.
„Schreibpädagogin“.
Dieses Wort finden gerade alle Ichs bezaubernd.
Eine „Schachtel“, in die sie alle vier hineinpassen.
Und in der noch Platz zu sein scheint für viele Geschichten.
Für „Meine Geschichten“.
Und meine.
Und meine.
Und meine.
Und vielleicht auch für Ihre?
Annika Ginau